Geschichte

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Am gleichen Tage, an dem Graf Friedrich Adolph im Jahre 1709 seine Grundstücksschenkungen beurkundete, hat er in einem besonderen Dokument (Urkunde II) der Gräfin Amalie auch einen "Platz am Friedrichsthaler Canal zwischen dem Wege und den Damm der Obersten Schlueßen" zum Bau eines Kruges geschenkt. Bei der Erneuerung dieser Schenkungsurkunde am 10. September 1715 (Urkunde IV) wurde der Text erweitert durch den Zusatz "so dan den Bökenberg und unten darauß springenden Brunnen", und durch die Ermächtigung zum Bau einer Mühle - "jedoch nur zu Ihrer Notthurfft und daß sie keine Mahlgenossen alß wan die Mühlen in Detmold das Mahlen nicht bestreiten können an sich ziehen". Die Mühle wurde von der Gräfin nicht gebaut. Der "Brunnen", der für den Betrieb des Kruges lebenswichtig sein mußte, kann nicht sehr bedeutend gewesen sein, da er im Jahre 1864 "wegen Wassermangels eingegangen". Für den Krug wurde der Gräfin eine Fülle von Privilegien und Gerechtsamen, "allerhand Wein und Brannntewein zu versellen" und Bier selbst zu brauen und zu verkaufen, zugestanden. Etwa vorfallende "Exeßus", mit denen an diesem Alkoholausschank eher gerechnet werden mußte als bei dem Hause Favorite, fielen wie dort unter die Justiz des Landgografen. Ein Krug war an der betreffenden Stelle, wie in der Schenkungsurkunde angedeutet, 1709 schon vorhanden. 1709/10 wurde dieser Altbau für den Brennereibetrieb umgerüstet und mit dem notwendigen Gerät versehen: der Lemgoer Kannengießer lieferte Zinnkannen, der Kupferschmied in Horn einen "Branntweinpott", Fässer rollten an, Malz und Gerste wurden gekauft. Mit dieser Erstausstattung wurde bald gearbeitet. Für den anlaufenden Verkehr mußten 12 Stühle besorgt werden. Als der Betrieb, der für das ganze Kirchspiel Detmold ein Monopol besaß, sich eingeführt hatte und mehr Gäste anzog, wurde 1715/16 ein "Lusthaus" dazugebaut, bei dessen Errichtung auch der Stuckator Antonio Rossi mitwirkte. Bänke und Tische wurden aufgestellt. 3,5 Dutzend Stühle wurden neu angeschafft. Der "Neue Krug", zur Ausflugsstätte trinkfreudiger Detmolder Bürger geworden, florierte. Für die Errichtung eines notwendig gewordenen "Neuen Brannteweinhaußes" mußte Intendant Blume 1715/16 ein besonderes Rechnungsbuch anlegen, da dieser Neubau sich, wie Friedrichsthal und Haus Favorite, selbst finanzieren mußte. Kammerrat Both legte 300 Taler, Präsident Piderir 200 Taler ein; von der Münze wurden 600 Taler aus Judengeldern überwiesen. Diese 1100 Taler reichten jedoch nicht aus. Blume schoß noch fast 500 Taler vor, um den Bau vollenden zu können. Die Handwerker der Favorite waren am Werke, die Maurer, Steinbrecher, Steinhauer, Zimmerleute und Chatilyer, auch "Leimemkleckers", für die Lehmarbeit im Fachwerk, der Kupferschmied und der Piepenbohrer. Jude Moses lieferte die Nägel und anderes Eisen. Über dem mit "6 schönen Brantweinpötten mit Zubehör, eingemauert mit Kühlkasten" und mit zwei großen Messinghähnen ausgestatteten Branntweinkeller entstand ein Saalbau mit Steinkamin für Geschäft und Vergnügen, entstanden zwei Stuben, Küche, Kornboden und Schrotkammer. Ein Stall für 24 Kühe wurde angelegt. Zuletzt wurden zwei Messingfahnen sichtbar aufgesteckt, Aufforderung zum Einkehren und ein gepflasterter Weg vor dem Haus gelegt. Moses wurde bei festem vierteljährlichen Salär für den Vertrieb der Erzeugnisse angestellt, mußte aber auch durch An- und Verkauf vom Vieh für zusätzliche Einnahmen sorgen. Am 15. August 1715 wurde mit dem Brennen begonnen. Bis zum 20. Januar 1719 waren 9151 Taler 55 sgr. eingenommen worden, 8461 Taler 25 sgr. waren ausgegeben. Der erzielte Überschuß von 690 Talern 30 sgr. wurde bei der Favorite-Baukasse vereinnahmt. Sehr groß war der Gewinn aus der Brennerei also nicht. Der Betrieb wurde der Gräfin auch bald lästig, sie verpachtete den Krug am 4. Oktober 1718, kurz nach dem Tode des Grafen, zunächst an den "Ehrsamen Rathsver-wandten zu Lemgo David Topp" auf sechs Jahre gegen einen Jahresbetrag von 160 Talern "in guten harten Sorten" - mit Branntweinlager, 13 Stück Vieh, Holz, Heu und Stroh. Im Jahre 1730 überschrieb die Gräfin das Anwesen zur Deckung einer Schuld von 3000 Talern an den Regierungsrat v. Blume, den Bruder des Intendanten Blume, der es seinerseits 1732 für 2500 Taler an Graf Simon Henrich Adolph abtrat, so daß der Krug in die Hand der Landesherrschaft gelangte. Der Landesherr hat den Kaufpreis allerdings nicht bar bezahlt, sondern mit Obligationen aus dem 17. Jahrhundert beglichen...